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Anders Wohnen II
db - Deutsche Bauzeitung, Nov 2010

Auf die Offenheit für Ungewohntes setzt auch die Stadt Zittau bei der Sanierung einiger altstadtnaher Straßenzüge. Über 100 Wohnungen standen in mehreren Geschosswohnungsbauten aus den 80er Jahren leer, entsprechend unbelebt wirkte die Gegend, was sich auch auf den nahen Marktplatz auswirkte. Seit vergangenem Jahr wurden die Wohnungen saniert, z.T. unter Beteiligung der neuen Mieter, die einerseits zum Studieren in die Stadt im Dreiländereck ziehen und andererseits aus den Zittauer Vororten stammen. Fürs Tapezieren, Streichen und Verlegen von Laminat bekommt man Renovierungsprämien, die zusammen schon zwei Warmmieten erreichen können.

Vom Berliner Immobilienentwickler spark::ling wurde parallel der Stadt eine künstlerische Bearbeitung der Straßenzüge vorgeschlagen, die die bisher sehr nüchternen Fassaden in alle Regenbogenfarben tauchen und mit Reliefs und großen Skulpturen versehen. Bewusst suchte das Unternehmen mit Sergej Alexander Dott einen Künstler aus, dessen Werke unmittelbar zugänglich sind. Dennoch gab es zunächst Protest, sogar eine Unterschriftenaktion gegen ein violettes Haus, das bis zum Marktplatz strahlt - und wie gewünscht die Touristen in das Viertel lockt. Mittlerweile hat sich die Gegend zur festen Attraktion entwickelt und auch die Bewohner empfinden einige Figuren sogar als "Schutzengel".


Wie ein Berliner Unternehmen Abwanderung mit Kreativität stoppt.
Wirtschaftswundermagazin Berlin-Brandenburg Nov 2010

Häuser im alten DDR-Grau sind kein Renner. Gibt es eine Alternative zum Abriss? Die Berliner spark::ling AG hat gezeigt, wie man in die Jahre gekommene Wohnviertel wieder richtig aufhübscht.

Vögel, Hasen und Fische, die von Häusern springen: Gibt es nicht? Der Berliner Bezirk Weißensee zeigt das Gegenteil. Möglich machte es der Berliner Projektentwickler spark::ling AG zusammen mit dem Künstler Sergej Alexander Dott. Sie haben am Obersteiner Weg im Berliner Bezirk Weißensee gezeigt, wie man mit einer guten kreativen Idee aus dunkel und grau hell und anziehend macht. Am Anfang stand eine nüchterne Bestandsaufnahme: sanierungsbedürftiger Zustand der Wohnanlage aus den 30er-Jahren. Über 50 Prozent der Wohnungen standen leer. Seit 2007 wohnen die Mieter in einem Kunstwerk. Von einer pinkfarbenen Hauswand lässt Künstler Alexander Dott einen Vogelschwarm losfliegen. Daneben tummeln sich Fische wie in einem Meer. Hasen hoppeln über eine Wiese. Für viele Mieter am Anfang ungewohnt. Doch schnell waren sie begeistert und erkannten, dass sie in einem ganz besonderen Haus wohnen. Der Künstler ist kein Unbekannter: Am Potsdamer Platz z. B. ließ er auf Häuserwänden Riesenrosen wachsen.

KUNST AM BAU gegen Abwanderung

Mittlerweile machte das Berliner Beispiel aus Weißensee Schule. Denn die Berliner brachten ihr Modell ins sächsische Zittau. Die ostdeutsche Stadt hat ein Abwanderungsproblem: Vor allem junge Menschen verlassen die Region. Um diesen Trend zu stoppen, setzte die Stadt Zittau in Sachsen jetzt neue Akzente in der Stadtentwicklung, holte sich die Berliner spark::ling AG und Alexander Dott. Ein DDR-Bau aus den 80-er Jahren sollte zu neuem Leben erweckt werden. Und genau das gelang – im neuen „Künstlerviertel Zittau“. Es ist eines der größten Pop-Art-Kunstwerke Deutschlands, das vor allem durch seine aufmerksamkeitsstarke Fassade lebt. Das Konzept von Sergej Alexander Dott beinhaltet die Besinnung auf den Ursprung der Menschheit und seine Nähe zur Natur. So verbindet ein großer, goldener Torbogen in Form einer DNA-Doppelhelix zwei Wohnblöcke über eine Distanz von 16 Metern miteinander und markiert gleichzeitig den Weg in die historische Altstadt. Einzelne Elemente, die auf die Verbindung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt Bezug nehmen, stellt der Künstler an den Häuserfassaden dar. So prägen Skulpturen an den Hauswänden, lebensgroße Zentauren und skulpturale Hauseingänge aus Sand das Wohnbild. Die Motive sind vielfältig: an der Hauswand spielende Kinder, Blumenmuster, keltische und ägyptische Zeichen sowie Skulpturen aus Engeln und Schafen.

Frische und kräftige Farben sowie verschiedene Figuren und Symbole spiegeln die Leichtigkeit der neuen Gestaltung des Viertels wieder und regen gleichzeitig die Kreativität an. Der Künstler Sergej Alexander Dott hat eine einmalige Fantasiewelt geschaffen.
„Ein schrilles Pop-Art-Viertel mitten in einer historischen Altstadt, das dürfte deutschlandweit einmalig sein. Bereits seit Beginn des Projekts ist die Anziehungskraft auf Touristen und Besucher der Stadt zu spüren“, erklärt spark::ling-Vorstand Christian Kunzendorf (30). Für Arnd Voigt, Oberbürgermeister der Stadt Zittau, „zeigt das nun sichtbare Ergebnis des mutigen und nicht ganz unumstrittenen Projekt, dass auch in historischen Städten Experimente gelingen können.“ Bereits wenige Wochen nach dem Projektstart in Zittau erhielt das Unternehmen Anfragen nach Gewerberäumen von Startups und Jungunternehmern, die gerne im Künstlerviertel Zittau ihren Firmensitz haben möchten. Parallel zur künstlerischen Gestaltung der Fassaden wird das Quartier bis Ende des Jahres modernisiert. Seit dem Beginn des Projekts hat sich die Nachfrage rasant entwickelt. Der anfängliche Wohnungsleerstand von über 66 Prozent im Jahr 2009 konnte abgebaut werden, so dass es durch die neuen Vermietungen zu einer Revitalisierung des gesamten Quartiers gekommen ist. Die neue Mieterschaft ist gemischt und besteht aus Singles, Studenten und Familien.

Und auch Berlin wird demnächst wieder von der spark::ling AG hören bzw. über ihre aufmerksamkeitsstarken Immobilienprojekte sprechen. Denn ein nächstes Kunstprojekt ist bereits in Planung.


Mit Hammel, Farbe und Fantasie
Von Sebastian Krüger: SUPERIllu | 07.10.2010

Zittaus neueste Attraktion ist eine Reise wert: Die Stadt im deutsch-tschechisch-polnischen Dreiländereck ist um einen Farbfleck reicher. Mehrere Straßenzüge mit insgesamt 180 Wohnungen, bis vor kurzem fristeten sie noch ein trauriges Dasein grau in grau, erstrahlen nun in warmen Farben, und die Fassaden der Häuser werden von fantasievollen Plastiken verziert. Die Einheimischen nennen ihr Quartier nun "Künstlerviertel Zittau". Der Künstler, der sich diese Verschönerungen entworfen und umgesetzt hat, heißt Sergej Alexander Dott. In SUPERillu erklärt der Berliner Bildhauer sein Konzept.

Kunst im öffentlichen Raum – wozu brauchen wir sie überhaupt? Die moderne Architektur zeichnet sich oft durch sehr große Sachlichkeit aus. Die Oberflächen sollen so wenig emotionale Angriffsflächen bieten wie möglich. Nichts soll aufregen. Alles soll ruhig verlaufen und keine Anlass bieten für Erregung. Mit dieser Maxime wollten wir hier brechen. Und so die Bewohner zum Lachen provozieren und Gefühle bei ihnen erzeugen. Im Idealfall erzeugt "Kunst im öffentlichen Raum" eine größere Identifikation der Menschen mit ihrem zu Hause. Oder wie in diesem Fall: mit ihren Häusern. Womit erreichen Sie das? Die Farben, die wir ausgewählt haben, strahlen Leichtigkeit und Wohlwollen aus: sattes Gelb, tiefes Orange, zartes Grün, starkes Violett. Die vielen Figuren, darunter Engelchen und Tiere, sollen die Fantasie anregen. Und indem wir sie zum Teil senkrecht an die Außenwände der Häuser geschraubt haben, ermöglichen sie uns einen anderen Blick auf die Natur. Außerdem haben wir eine große DNA-Schraube quer über die Straße gehängt, sie wirkt wie ein Tor in das neue Zittauer Künstlerviertel. Wie reagierten die Zittauer? Mit einem erstaunlichen Wandel: Anfangs gab es eine Gegen-Bürgerinitiative, wir wurden auch einmal mit Stöcken beworfen. Zum Schluss kamen die gleichen Leute mit Kaffee und Kuchen vorbei, um unsere Handwerker zu bewirten! Der Prozess der Akzeptanz hat also eingesetzt. Und die Engel werden jetzt von den Bewohnern des Viertels schon als "Schutzengel" bezeichnet. Das Konzept kommt an, denn das Viertel ist zu über 85 Prozent vermietet! Als der innovative Immobilien-Investor, die Sparkling-AG, das Objekt vor einigen Jahren kaufte, lag diese Quote noch bei 40 Prozent!


Wo die bunten Häuser sind
Von Silvia Stengel: Sächsische Zeitung | 16.09.2010

Die Zittauer haben jetzt ein Pop-Art-Viertel, das morgen eingeweiht wird. Nach anfänglichen Protesten finden sich inzwischen immer mehr Liebhaber.

Seltsame Wesen bevölkern die Zittauer Innenstadt. Die Wohnblöcke in der Rosen- und Grünen Straße fallen schon allein mit ihren Farben auf: erst die Fassade in Flieder, um die Ecke die Häuser in Gelb- und Orange-Tönen. Dann diese unregelmäßigen, sandfarbenen Dächer über den Eingängen mit lebensgroßen Figuren darauf: zwei Jünglinge, die ein Pferd halten, geflügelte Wesen mit Äpfeln und abstrakte Gebilde. Die Fassaden sind mit goldenen Blüten geschmückt. Und schließlich ragt noch so ein seltsames Wesen an einer Häuserwand hervor: halb Pferd, halb Mann, ein Zentaur aus der griechischen Sagenwelt. Sogar Schafsböcke klettern an den Fassaden herauf und herunter.

Kunst sorgt für Aufsehen Das ist Pop-Art, zumindest für den russischen Künstler Sergej Dott aus Berlin, der das Viertel mit den Figuren gestaltet hat. Morgen wird es eingeweiht. Und so sorgt das Viertel erneut für Aufsehen. Wie vor reichlich einem Jahr schon, als die S Arbeiten begannen und das erste Haus in Flieder gestrichen wurde. „Da war man schon erst mal ein bisschen schockiert“, erinnert sich Regine Kunath, die seit 1988 in dem Viertel wohnt. Damals seien die anderen Häuser drumherum noch alle grau gewesen. Jetzt sehe das schon ganz anders aus zwischen den vielen frischen Farben. Regine Kunath arbeitet als Verkäuferin in einer Boutique und hat sich Mittag frei genommen, um die Fenster zu putzen und mit ihrem Lebensgefährten Dietmar Schubert zu essen. Von ihrer Küche aus sieht sie eine gelb-orangene Wand und die Schafsböcke. Die Farbe gefällt der 60-Jährigen, die macht auch bei schlechtem Wetter gute Laune. Aber warum diese Tiere darauf herumklettern, will sich ihr nicht so recht erschließen, auch ihrem Lebensgefährten nicht. „Na gut, da muss man Künstler sein, um das zu verstehen“, sagt der 62-Jährige. Er kann auch mit dem Engel weiter hinten an der Hauswand nicht viel anfangen. „Mich erinnert das eher an Friedhof“, sagt Dietmar Schubert. „Das ist Gewohnheitssache“, meint Regine Kunath. „Ja, sicher“, sagt der Mann. Die aufgemalten Blumenmuster finden beide schön. Regine Kunath gefallen auch die sandfarbenen Ornamente über den Eingängen. Überhaupt, dass sich hier etwas getan hat in dem Viertel.

Solche Reaktionen erlebt der Künstler oft in diesen Tagen. Selbst wenn sich jemand beschweren will und sie ins Gespräch kommen, sagen die meisten am Ende, das sei doch ganz schön. Was Sergej Dott jetzt oft auffällt: „Die Leute haben ein Schmunzeln auf den Lippen.“ Er erklärt auch gern seine Kunst. So den goldfarbenen Bogen, der hoch oben in der Grünen Straße zwei Blöcke miteinander verbindet. Der soll eine DNA symbolisieren, die Erbmasse des Menschen, aus der sich alles entwickelt: Fantasie, Poesie, wie der Künstler sagt. Deswegen der Zentaur aus der Sagenwelt und deswegen die Symbole über den Eingängen, die für Gesundheit, Glück und Freude stehen. Der Apfel, der immer wieder auftaucht, ist für Sergej Dott das wichtigste Symbol der Erkenntnis. Die Schafsböcke und Blüten stünden für die Natur, die in der DNA alles verschlüsselt hat. Die sandfarbenen Figuren hat er in Kunststoff gegossen und mit Sand beschichtet. Seit über einem Jahr ist er mit dem Projekt beschäftigt. Junge Leute ziehen ein Inzwischen kommen immer mehr Menschen in das Viertel und schauen sich die ungewöhnlichen Häuser an, das merken auch die Bewohner. „Es ist viel Begängnis am Wochenende“, sagt Regine Kunath. Dietmar Schubert wartet schon auf die ersten Reisebusse, wie er schmunzelnd sagt. Solche Reaktionen gefallen den Verantwortlichen. Genau das wollten sie erreichen, sagt Christian Kunzendorf, Vorstand der zuständigen Berliner Sparkling Aktiengesellschaft, dass dieses Wohnviertel im Gespräch ist, dass es eine Art Seele bekommt und etwas Einzigartiges ist. Und natürlich auch, dass die freien Wohnungen vermietet werden. Je mehr von der Kunst sichtbar geworden ist, desto besser lief die Vermietung, sagt Kunzendorf. „Es war ja viel Leerstand“, erinnert sich Regine Kunath. Jetzt ziehen um sie herum junge Leute ein. Einiges sei aber noch zu erledigen. „Der Hausflur müsste gemacht werden“, sagt Dietmar Schubert.

Aber morgen wird erst einmal gefeiert. Das Projekt sei ja auch für die Stadt ein mutiges Experiment gewesen, sagt Kunzendorf. Er hofft auf eine Initialzündung für die weitere Gestaltung der Umgebung. Mit der Bezeichnung Pop-Art- Viertel konnten sich Regine Kunath und Dietmar Schubert zwar noch nicht anfreunden. Aber ihnen gefällt, dass sie nun nicht mehr groß erklären müssen, wo sie leben. Regine Kunath sagt: „Ich wohne dort, wo die bunten Häuser sind.“


Goldene Blätter schmücken Fassade
Presseartikel: Sächsische Zeitung | 19.10.2009

Der Technische und Vergabeausschuss des Stadtrates hat prinzipiell nichts gegen die Fassadenentwürfe für das PopArt-Viertel in der Grünen und Rosenstraße einzuwenden. Das sagte Birgit Kaiser, Leiterin der Stadtentwicklungsgesellschaft, nach der Information des Gremiums am Donnerstag. Ihren Worten zufolge wurde der Entwurf dahingehend geändert, dass die Farben an den Enden der Gebäudekomplexe heller werden (siehe unten). „Die kräftigen Farbtöne wirken im Inneren der Wohnanlage, insbesondere beim geplanten Torbogen, und werden hin zu den Bereichen mit der angrenzenden Nachbarbebauung neutraler“, teilte Christian Kunzendorf von der Sparkling AG in Berlin auf Anfrage mit.

Lebensgroßer Centaure geplant: Die Fassaden bekommen goldene Ornamente, die an Pflanzen erinnern. An ihnen werden plastische goldene Blätter angebracht. Zusätzlich „sind auch einige ziemlich verrückte Skulpturen geplant“, so Kunzendorf. „Darunter ein lebensgroßer Centaure.“ Die Hauseingänge werden mit großen Vordächerskulpturen verziert. Die Arbeiten sollen im Frühjahr beginnen. Die Sanierung der Wohnungen, die nicht gefördert wird, hat begonnen. Die Mieter entscheiden selbst, ob und in welchem Umfang ihre Wohnungen auf den neuesten Stand gebracht werden. „Durch unser besonderes Bausteinkonzept, haben sie die Möglichkeit, ihre zukünftige Miete durch Eigenleistungen selbst zu bestimmen“, so Kunzendorf. Der Unterschied liegt bei bis zu 50 Prozent. Mittlerweile kümmern sich vier festangestellte Mitarbeiter vor Ort für die Berliner Eigner um die Abwicklung. Nach Angaben der Investorenfirma ist das Interesse am PopArt-Viertel groß. „Bei einigen Wohnungstypen sind wir quasi schon ausgebucht“, so Kunzendorf.


Fliederfarbene Fassaden erhitzen die Gemüter

Presseartikel: Sächsische Zeitung 13.10.2009, Von Silvia Stengel

An der Pop Art scheiden sich gerade die Geister in Zittau. Zumindest an frischen fliederfarbenen Fassaden in der Innenstadt. Die hat der Pop-Art-Künstler Sergej Alexander Dott aus Berlin für zwei Blöcke entworfen. Und damit Ärger heraufbeschworen. Bewohner protestierten und sammelten Unterschriften. Die zuständige Berliner Sparkling Aktiengesellschaft ging jetzt in die Offensive und lud zu einem Informationstag ein. Mit zahlreichen Besuchern, wie Christine Hahn. „Furchtbar“ findet sie die Fassaden. Auch sonst kann sie nichts mit dem Künstler anfangen. Als sie Fotos von seinen Fassadengestaltungen in Berlin sieht, lautet ihr Kommentar: „Das ist mir zu bunt, da bin ich zu alt dazu“.

Aber dann ist Christine Hahn doch begeistert: „Also das gefällt mir“, sagt sie zu einem Entwurf desselben Künstlers für die Grüne Straße in der Zittauer Innenstadt. Auch Franziska Brendel gefällt dieser Entwurf: die verschiedenfarbigen Häuser, der mit viel Grün gestaltete Zwischenraum und der goldene Bogen darüber. Er soll das Tor zur Altstadt symbolisieren. Es sei nur ein Entwurf, der auch noch mit der Stadt abgestimmt werde, betont Vorstand Christian Kunzendorf. In der Ausstellung zeigt er eine ganze Reihe von möglichen Farbtönen und floralen Mustern für die Fassaden der Innenstadt. „Mandauer Glanz“ nennt die Firma ihre Initiative. So stellt sie sich hier ein Künstlerviertel vor. Geht es nach Kunzendorf, sollten Kreative aus der Region die Häuser mitgestalten. Sie könnten sich Ateliers einrichten und zum Beispiel einen Kinderspielplatz bauen.

Das „Quartier Zittauer Tor“ mit dem Entwurf für die Grüne Straße ist das erste Einzelprojekt für den „Mandauer Glanz“ – für den Vorstand der „Versuch, eine Art Initialzündung zu geben“. Kunzendorf hofft, dass weitere Hauseigentümer mitziehen, um dem Viertel Glanz zu verleihen. Noch sind hier viele Häuser in einem desolaten Zustand, wie er sagt. Das Gebiet sei von „geringer äußerlicher Attraktivität“, heißt es im Konzept. „Insgesamt herrscht ein hoher Leerstand.“ Kunst soll hier als Katalysator wirken und das Gebiet attraktiver machen, sogar über Zittau hinaus bekannt werden und für die Stadt werben. Ob das Projekt realisiert werden kann, hängt zunächst von Fördermitteln ab. Doch Kunzendorf ist optimistisch und rechnet bereits in den nächsten Tagen mit einer Zusage. Wenn das Geld da ist, werden also weitere Farbtöne die Gegend beleben.

Bis dahin müssen die Zittauer allein mit den fliederfarbenen Fassaden leben, die auch ein goldenes Muster ziert. Ramona Lauke, Assistentin in der Firma, hat schon manchen wieder beschwichtigen können. „Es ist halt ein Erkennungsmerkmal“, sagt sie, „man muss es ja im Gesamtbild sehen“. Einem Bewohner sagte sie, nun müsse er wenigstens nicht mehr lange erklären, wo er wohne.

Und immerhin sei dieses Gebiet jetzt ein Diskussionsthema geworden. Ihr Chef räumt eine „fehlende Informationspolitik“ ein. So gab es „Irritationen“, wie Kunzendorf sagt. Mancher habe wohl gedacht, dass die gesamte Wohnanlage fliederfarben gestaltet wird. Kunzendorf hat bereits in Berlin mit dem Künstler zusammengearbeitet. Seine Werke seien auch ironisch, sagt er. Inzwischen ist ihm klar: „Berlin ist nicht Zittau. Es kann sein, dass seine Kunst hier anders wahrgenommen wird.“ Aber es gibt auch Zittauer, die den fliederfarbenen Farbtupfer gar nicht so schlecht finden. „Na ja, das ist halt ’ne Umstellung“, sagt Franziska Brendel. Und meint: „mal was anderes“. Die 28-Jährige überlegt, ob sie hier eine Wohnung bezieht.


Berliner Immobilienwunder in Zittau
Sächsische Zeitung | 23.05.2009

Die Berliner Sparkling AG will in Zittau ein kleines Immobilien-Wunder aus der Hauptstadt wiederholen: Unter dem Titel "Zittauer Tor" sollen sich die einst farbigen, jetzt trist-grauen Wohnblocks in der Rosen- und Grünen Straße in ein farbenfrohes, mit der Kunstrichtung Pop-Art gestaltetes Innenstadt-Quartier verwandeln - und Mieter anziehen. "Wir wollen etwas ganz Besonderes schaffen", sagt Vorstand Thomas Behrendt. Statt dass der architektonische "Fremdkörper" innerhalb der historischen Innenstadt weiter verfällt, solle er im positiven Sinn als solcher herausgestellt werden.

Sichtbar geworden ist das Projekt an den bereits fliederfarben bemalten Häusern. Sie bekommen zudem goldfarbene florale Muster auf Wände und Dächer. Damit wolle man an die Historie der Textilindustrie in der Region erinnern, sagt Vorstand Christian Kunzendorf. Auf den Projekt-Start haben die Zittauer, insbesondere die direkten Anwohner, mit gemischten Gefühlen reagiert. "Wenn man das Gesamtkonzept nicht kennt, ist es verständlich, dass man im ersten Moment erschreckt", sagt Behrendt. Mit einer Versammlung haben die Hauptstädter auf eine Unterschriftenaktion reagiert. Zudem setzen sie einen Berater ein, der die Fragen der Mieter beantwortet und mit ihnen die Modernisierung im Inneren der Häuser bespricht. Die anderen Fassaden werden nicht fliederfarben, sondern in anderen Pastelltönen gemalt. Wie sie gestaltet werden, steht noch nicht fest.

Der von der Sparkling AG wie beim Berliner Vorbildprojekt beauftragte Künstler Sergej Alexander Dott befasst sich derzeit mit den Entwürfen. Wahrscheinlich ist, dass die bunten Häuser mit Plastiken verziert und angestrahlt werden. Auch die Freiflächen sollen neu gestaltet werden. Einheimische Künstler können sich gern daran beteiligen, sagen die Berliner. Den Namen "Zittauer Tor" hat das Vorhaben von einer Idee Dotts übernommen. Er stellt sich zwischen den Häuserreihen der Grünen Straße eine große, geschwungene, goldene Verbindung vor; ein Pop-Art-Stadttor in Erinnerung an die mittelalterlichen Eingänge. Das Kunst-Projekt hängt im Gegensatz zur Innensanierung der Häuser maßgeblich von Fördermitteln ab. Der Antrag auf Geld von der EU soll bereits im Juli entschieden sein. Eingereicht hat ihn die Stadt unter dem Titel "Mandauer Glanz". "Wir haben uns von der Idee überzeugen lassen", sagt Birgit Kaiser, Chefin der Stadtentwicklungsgesellschaft. Allerdings stellt der Antrag nicht nur auf den Berliner Vermieter ab. Er umfasst die andere Seite der Rosenstraße und den Mandauer Berg. "Das Vorhaben bietet zahlreiche nachhaltige Entwicklungschancen für das innerstädtische Gebiet", so Rathaussprecherin Ines Hirt. Derzeit liefen Gespräche mit allen Beteiligten. Die Umsetzung sei ab dem zweiten Halbjahr 2009 und 2010 geplant. Danach könnte der Mandauer Berg folgen.